Hupfla-Abriss: Eine bittere Bilanz



Die Abrissbagger haben nun begonnen, den Ostflügel des landesweit bedeutenden Denkmals an der Schwabachanlage abzureißen. Wir ziehen eine bittere Bilanz:

Trotz eines langen Kampfes um den Erhalt des letzten Anstaltsgebäudes der Heil- und Pflegeanstalt (Hupfla) haben die Befürworter eines Abrisses sich letztendlich durchsetzen können. Eine unermüdliche Initiative, zahlreiche Stimmen aus der Stadtgesellschaft, die jüdische Gemeinde sowie der Heimat und Geschichtsverein haben bis zuletzt gegen diesen Abriss gekämpft. Im Stadtrat hat den meisten Fraktionen allerdings der Mut gefehlt, sich den Wünschen von Uni, Klinik und Freistaat entgegen zu stellen, die Anträge von Erlanger Linke und anderen wurden niedergestimmt.

Auch die bundesweite Kritik haben Stadt und Freistaat ignoriert, sei es vom Auschwitzkommittee oder von mehreren überregionalen Zeitungen und Nachrichtenmagazinen. Sie alle hatten die "Missachtung der Erinnerungskultur" scharf kritisiert.

In der "Hupfla" waren während der NS-Zeit über 1.000 Menschen systematisch zu Tode gehungert worden, womit die Stätte zu den Orten der NS-Massenvernichtung zählt. Lediglich ein sehr kleiner Teil des Gebäudekomplexes soll erhalten bleiben, nicht aber der Ort des damaligen Verbrechens. Als Grund wird der Bau einer medizinischen Forschungseinrichtung genannt. Ein großer Teil des Ostflügels hätte jedoch erhalten werden können, ohne diese Bauvorhaben der Universität zu behindern.

Der Erlanger Bürgermeister Florian Janik wies Verantwortung von sich, indem er letzten Monat sagte, der Stadtrat habe mehrheitlich für den Abriss gestimmt. Einige Monate zuvor hatte er allerdings zugegeben, ins Verfahren um den Denkmalschutz eingegriffen zu haben. Dies bezieht sich darauf, dass das "Nein" der Denkmalfachleute vom Tisch gewischt wurde.

Weiter wurde der Abriss mit falschen Argumenten durchgesetzt. So wurde gesagt, jede Verzögerung hätte den Verlust der Bundesmittel bedeutet. Tatsächlich hat der Freistaat aber nicht einmal den Antrag gestellt, die Frist zu verlängern, obwohl das durchaus möglich gewesen wäre. Letztendlich ging es Stadt und der Universitätsleitung darum, zu zeigen, dass sie große Bauvorhaben auch gegen Widerstand aus der Erlanger Bürgerschaft durchsetzen kann, so unser Stadtrat Johannes Pöhlmann. Selbst ein Kompromissvorschlag unter Initiative der Grünen Liste, zumindest einen größeren Teil des Ostflügels als Gedenkstätte zu erhalten, ist deshalb vom Stadtrat abgelehnt worden.

Über diesen Zerstörungsakt wird so schnell kein Gras wachsen, denn immerhin sei Erlangen jetzt in der ganzen Republik als die Stadt der "Denkmalignoranz" bekannt.